Stuttgart, 13. November 2024 – Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, besuchte die traditionsreiche Materialprüfungsanstalt (MPA) der Universität Stuttgart, die seit ihrer Gründung im Jahr 1884 eine zentrale Rolle in der Werkstoffprüfung und Sicherheitsforschung spielt. Gegründet von Carl von Bach im Auftrag von König Karl I. von Württemberg, ist die MPA das älteste Institut der Universität. Die enge Zusammenarbeit von Carl von Bach mit technischen Pionieren, darunter Robert Bosch, Graf Zeppelin und Gottlieb Daimler, verdeutlicht die Innovationskraft und das zukunftsweisende Denken des Instituts von Anfang an.
Einblicke in die innovative Forschungswelt der MPA
Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Rapp überzeugte sich bei seinem Besuch von den umfassenden Möglichkeiten der MPA und den vielseitigen Prüf- und Forschungsanlagen des Instituts. Bei einem Rundgang durch die Labore, geführt von Prof. Dr. Stefan Weihe, Dr. Martin Werz und Kanzlerin Anna Steiger, besichtigte er modernste Experimentier- und Prüfanlagen, darunter Rasterelektronenmikroskope, Großversuchseinrichtungen wie das 12 x 24 m große Spannfeld und komplexe CNC-Anlagen, die gemäß der MPA-Satzung auch anderen Einrichtungen der Universität zur Verfügung stehen, um Ressourcen und Kosten zu sparen.
Dr. Rapp interessierte sich besonders für eine automatisierte Anlage zur Analyse und Optimierung von Schweißpunkten in Leichtbaukarosserien sowie für Prüfverfahren unter Wasserstoffatmosphäre und additive Fertigungsanlagen. Auch der eigens entwickelte „SteppWelder“ fand große Beachtung. Staatssekretär Rapp zeigte sich beeindruckt von der Innovationskraft der MPA und würdigte ihre strategische Bedeutung für Baden-Württemberg:
„Die MPA Stuttgart ist ein Kompetenzzentrum für sichere und zukunftsweisende Werkstoff-, Bauteil- und Prozesstechnologien in Baden-Württemberg. Als Partner einer Vielzahl von Unternehmen aus verschiedenen Branchen leistet die Arbeit der MPA Stuttgart einen wesentlichen Beitrag für mehr Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit in unserer Industrie.“
Foto: Stefan Krappitz
Gründungsauftrag und strategische Bedeutung
Seit ihrer Gründung verfolgt die MPA den Auftrag, die Sicherheit technischer Anlagen zu gewährleisten und neue Werkstoffe zu fördern. Ursprünglich zur Prävention schwerer Unfälle gegründet, unterstützte sie früh die Entwicklung neuer Legierungen und Fertigungstechniken. Heute ist das Forschungsinstitut ein bedeutender Partner für die Entwicklung zukunftsfähiger Energietechnologien, insbesondere im Bereich Wasserstoff. Gemeinsam mit Kraftwerksbetreibern entwickelt sie Lösungen, um bestehende Anlagen flexibel an die Anforderungen des Stromnetzes anzupassen, Ausfälle bei Dunkelflauten zu verhindern und die Lebensdauer sowie Wirtschaftlichkeit der Anlagen zu sichern. Obendrein forscht die MPA im Ressourcenschutz, Leichtbau, Einsatz recycelter Werkstoffe, Additive Fertigung und Zerstörungsfreie Prüfung (ZFP) – mit Projekten zur Prüfung von Recyclingmaterialien, zur Optimierung von Leichtbaukomponenten für die Automobilbranche und zur Entwicklung nachhaltiger Werkstoffe für die Luftfahrt.
Strukturintegrität als Kernbereich der MPA
Im Mittelpunkt der MPA-Arbeit steht die Strukturintegrität von Bauteilen – die Untersuchung der Einflüsse von Werkstoff, Fertigungsmethoden und äußerer Belastung auf die Sicherheit. Ein Beispiel ist das Gutachten zur Rosensteinbrücke, das 2022 deren Stilllegung zur Folge hatte. Diese Entscheidung, die aufgrund der verkehrstechnischen Bedeutung der Brücke für viele schwer nachvollziehbar war, erscheint seit dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden im September 2024 in einem neuen Licht und verdeutlicht die Wichtigkeit präziser Schadensanalysen.
Zentrale Rolle der Materialprüfungsanstalt
Die Materialprüfungsanstalt ist als neutraler Partner für Unternehmen jeder Größe ein wichtiger Akteur in der Entwicklung innovativer und nachhaltiger Technologien. Der von der MPA verantwortete Transformationshub „CyberJoin“ fördert durch neue Füge- und Werkstofftechnologien die Elektromobilität und den Fahrzeugleichtbau, was die Wettbewerbsfähigkeit und ökologische Zukunftsfähigkeit Deutschlands stärkt. Dr. Rapp hatte bereits am 11. Juli 2024 das CyberJoin-Event auf dem Campus der Universität Stuttgart mit einem Grußwort eröffnet, in dem er die Bedeutung der MPA und des Hubs als Plattform für Austausch und Zusammenarbeit im Automobilbau hervorhob, um notwendige Verfahrensanpassungen und Innovationen zu fördern. Sein aktueller Besuch knüpft an das Interesse von Ministerin Hoffmeister-Kraut an, die auf der Hannover Messe die Bedeutung der Materialprüfungsanstalt für die Industrie Baden-Württembergs unterstrichen hatte.